Naturnahe Landwirtschaft

Liebe Freunde und die wir uns kennen

Wer sich nicht selbst das Visum gibt, bleibt immer gefangen.
Ilse Aichinger: » Die größere Hoffnung «

So nachzulesen unter anderem auf dieser Seite unter: seit 1999/ freigeistiges täglich/ März 2010.
Also vor genau 10 Jahren!
Diese Reihe wurde von Renald Deppe verfasst, anlässlich der letzen Ausgabe des Festivals XONG – Freigeist.

Wenn man mit dem „Navi“ unterwegs ist und nicht selbst schaut, passiert’s, dass man in einer Sackgasse landet. Mit oder ohne Corona sind wir in so etwas ähnlichem geraten. Und da ist Umdrehen keine schlechte Idee, vielleicht nicht nur bis zur letzten kleinen Kreuzung …

Hier dazu eine „Orientierung“.

Aus Viktor Schauberger, in Implosion Nr. 10, 1963, S. 25, „Naturnahe Landwirtschaft:

Es gibt keinen Zufall. Es gibt nur Einfälle, die wir in der Regel nur deshalb als unerwartete Zufälle betrachten, weil wir im gegebenen Moment an diese oder jene Möglichkeit nicht dachten. Darum sind wir mehr oder weniger überrascht.

Auf jeden Fall haben wir uns aber irgendwie mit der uns interessierenden Person, Materie oder sonstigem gedanklich eingehend befasst und freuen oder ärgern uns, wenn unvermutet diese gedankliche Beschäftigung, durch irgendeinen Anlass wieder angeregt, erwacht.

Ohne Erregung gibt es keine Bewegung. Es war daher auch kein Wunder, dass ich als junger Forstadjunkt auf meinem Reviergang einen Bauernhof besuchte, an dem ich regelmäßig vorbeikam. Hier hauste ein von der ganzen Umgebung als Narr verlachter Bauer. Ich kehrte gerne zu diesem klugen Mann ein, um mit ihm über landwirtschaftliche Fragen zu sprechen. Ich tat das nicht, weil mich die Landwirtschaft besonders interessierte, sondern um von dem „verrückten“ Bauern, wie man ihn nannte, die Ursachen seines auffallenden Ernteertrages zu erfahren. Der Bauer hatte durchaus nicht einen besseren Boden als seine unmittelbaren Nachbarn. Der Boden war eher schlechter.

Dieser Bauer pflügte anders. Er eggte auch anders und säte zu anderen Zeiten als die anderen Bauern und behandelte auch seine Früchte anders. Kurz, er machte alles und jedes auf eine andere Art. Nie ging dieser Bauer in die Kirche. Das wurde ihm besonders übel vermerkt. Beim Biertisch, wo die anderen Bauern dies und jenes besprachen, war er nie zu sehen.

Niemanden fragte er um Rat, und von seinem Dienstpersonal duldete er keine Widerrede. Wer da nicht aufs Wort parierte, konnte gleich seine Siebensachen packen und gehen. Trotzdem war ein Dienstbotenwechsel in diesem Hause selten. Nur mit dem erwachsenen Sohn, der eine landwirtschaftliche Schule besuchte und der es immer besser wissen und machen wollte, gab es fortwährend schwere Differenzen.

So kam ich wieder einmal gegen Anbruch der Dunkelheit an diesem Hause vorüber. Einem plötzlichen EinfalI folgend, kehrte ich um. Mit dem alten Bauern wollte ich noch ein Stündchen plaudern. Auf dem Hofe traf ich den mir etwas unsympathischen Sohn und fragte nach seinem Vater. „Ist im Hinterhaus, der Alte“, antwortete er mit einer unwilligen Geste. „Rufen Sie laut, und er wird sich schon melden.“ Ich ging in die angedeutete Richtung, durchschritt die Tenne und fand endlich den alten Bauern. Vor einem drei bis vier Eimer großen Holzfass stand er und sang ein merkwürdiges Lied. Dabei rührte er den Inhalt mit einem großen Holzlöffel.

Dabei war es kein richtiges Lied, sondern eine an Vokalen reiche Tonleiter, die er bis zur Fistelstimme steigerte, um sie dann bis zu einem Brummbass wieder abklingen zu lassen. Dabei war er über das Fass gebeugt und sang laut in das Fass hinein.

Sang er die Tonleiter aufwärts, so rührte er den Löffel links herum. Änderte er den Stimmfall, dann wechselte er auch die Richtung des Rührganges. Na, dachte ich mir, der spinnt doch. Der Bauer hörte mich nicht kommen und nachdem ich ihm eine geraume Zeit zugesehen hatte, interessierte es mich, was er eigentlich zusammenrührte. Unbemerkt ging ich auf dem Rasen näher und blickte ins Fass, in dem nichts anderes als klares Wasser war. Schließlich bemerkte mich der Alte, nickte kurz als Dank auf meinen Gruß und rührte unbeirrt weiter.

Ich sah abwechselnd den Bauern und den Inhalt des Fasses an. Ab und zu warf der Bauer kleine, mit der Hand verrebbelte Lehmbrocken in das Wasserfass und rührte bald rechts bald links den Inhalt herum. Dabei sang er ziemlich laut und gar nicht schön ins Wasserschaff.

Na‘, dachte ich mir, „nichts dauert ewig“. Schließlich nahm der Alte den gewaltigen Holzlöffel – eigentlich war es schon ein kleines Ruder – aus dem Fass und meinte: „So, nun kann es gären.“

Ich nickte, als wenn ich das Ganze selbstverständlich fände. Ich nickte auch, als mich der Bauer fragte, ob ich einen Durst hätte und einen Krug frischen Most wolle. So gingen wir, nach dem sich der Alte seine nassen Hände an seinem Fürfleck sorgfältig abgewischt hatte, ins Haus. Ich ging voraus in die gute Stube, während der alte Bauer wie gewöhnlich aus dem Keller den kühlen Apfelmost holte. „So, nun lasst’s Ihnen gut schmecken.“ Mit diesen Worten schob er mir den blaugeblümelten Mostkrug einladend zu.

„Werden Sie mich nun auch wie die andern für verrückt halten?“, fragte der Bauer. Ich sagte: „Sie werden schon wissen, was Sie wollen.“ Im Laufe der Unterhaltung erfuhr ich dann nach und nach den Zweck der Übung. Ton im abkühlenden Wasser mit ausgeatmeter Kohlensäure, die vom anziehenden Wasser gebunden wird, ergibt gut verrührt eine neutrale Spannung. (Siehe Umschläge mit aluminiumhaltigem gut durchwalktem Lehm).

Dieses neutral gespannte Wasser wird nach dem Eggen mit sogenannten Palmbuschen auf das besäte Feld gesprengt. Die Egge hat keine Eisenzähne, sondern solche aus Holz. Der Vorgang ähnelt dem Sinne nach der Feldweihe. Das Wasser verdunstet und ungemein feinste Kristallteilchen bleiben als negativ geladene Trägerstoffgebilde zurück. Von allen Seiten ziehen sie Strahlen an und geben umgekehrt solche nach allen Seiten ab.

Es bildet sich zwischen Geosphäre und Atmosphäre ein ungemein feinmaschiges, hautartiges und violett schimmerndes Netz, das nur höchstwertige Ein- und Ausstrahlungen durchlässt. Der naturnahe Bauer nannte dieses Netz das “ Jungfernhäutchen“. Dieser sich selbst bildende Überzug ermöglicht eine so hochwertige Diffusion (Ein- und Ausatmung), dass solche Böden selbst in trockenster Jahreszeit kühl und feucht bleiben. Damit bleibt die die Geosphäre und Atmosphäre begrenzende Keimzone stets nahe am Temperaturpunkt der Anomalie + 4° C. Bei dieser Temperatur erhalten die Fruchtstoffgebilde ihre höchste Spannkraft, die Befruchtungsstoffe dagegen ihre relativ tiefste Passivität. Der Mehrertrag dieser einfachen Pflege der Hautatmung der Erde beträgt ca. 30 % gegenüber Böden, auf denen die Atempflege unberücksichtigt bleibt. Diese Atem- pflege war in alten Zeiten als sogenanntes „Tonsingen“ bekannt.

Das Sonnenpflügen war ebenfalls bis Mitte der achtziger Jahre ein weitverbreiterter alter Brauch. Darunter hat man eine möglichst wellenlinige und normal zum täglichen Sonnengang verlaufende Furchenziehung zu verstehen. So wird einerseits eine günstige Einstrahlung der befruchtenden Sonnenstrahlen im Normalwinkel erreicht. Andererseits erhält man ein ständig wechselndes Schattenbild und eine Verhinderung direkt einfallender Sonnenbestrahlung. Das Ergebnis ist eine diffuse Dauerbestrahlung. Eine günstige Normalwindrichtung erreicht eine gute Wurzelreizung und beschleunigt das Wachstum. Der Ertragsunterschied gegenüber winkelunrichtiger Pflugfurchenziehung ist geradezu auffallend.

Bei einer Reise durch Bulgarien machte ich nahe am Schwarzen Meer eine ebenso auffallende wie interessante Beobachtung. Weit und breit war ödes, gras- und baumloses Land. Vom Wind und Wasser war es ausgelaugt. Tiefe Wasserfurchen zeigten, dass trotz des porösen Bodens der Regen nicht eindringen konnte. Es war ein ähnlicher Zustand, wie man ihn unter winkelrichtig lagernden und gutlegierten Steinen findet, unter denen Regenwürmer hausen. Sie wandern in Massen aus, wenn sich bei Witterungsumschlägen die Bodenspannung und damit die Wasserdurchlässigkeit ändern.

Inmitten dieser vegetationslosen Wüste findet man verhältnismäßig schöne Getreidefelder in der Nähe türkischer Siedlungen. Sie werden heute noch, wie vor Jahrtausenden, mit dem kleinen Holzpflug gepflügt, den in der Regel die Frauen durch den Boden ziehen. Ein Eggen ist dort scheinbar unbekannt. Die Bodenkrumen werden mit der Hacke zerschlagen, und dann wird gesät. Solche Äcker tragen den Charakter ausgesprochener Hügelpflanzungen. Der Schnitt des reifen Getreides erfolgt nicht mit der Sense, sondern mit der Sichel. Die Erklärung fand ich darin, dass dort, wo der Eisenpflug ging, ein auffallender Bodenertragsrückgang und schließlich vollständige Ertragslosigkeit folgten. Niemand konnte sich die Ursache dieses Ertragsrückganges erklären.

Gelegentlich eines Versuches stellte ich fest, dass kleinste Rostschleier genügen, um Wasser vollständig zu entspannen. Wasser, das je fallendem Wassertropfen eine Spannungskapazität von etwa 12.000 Keimvolts hat und in Vakuumröhren starke Lichtscheine entwickelt, hat keine Energieabgabe mehr, wenn man nur etwas Rost beimischt. Es ist bekannt, dass die Ertragsfähigkeit der Felder zurückgeht, über die der raschgängige und meist doppelscharige Motorpflug ging. Selbst dort, wo mit Pferden oder Ochsen gepflügt wurde, zeigen sich Ertragsunterschiede bei sonst gleichen Bonitäten. Die Erklärung ist einfach. Je rascher ein Pflug durch den Boden geht, umso mehr unendlich kleine Eisenteilchen in feinst verteiltem Zustand bleiben im Boden zurück. Durch den atmosphärischen Niederschlag beginnen sie zu rosten. Es bildet sich ein das ganze Feld durchziehender Rostschleier, der umso gefährlicher wird, je heißer die klimatischen Verhältnisse sind.

Es handelt sich hier um eine Art Kindbettfieber des Früchte gebärenden Bodens, dessen Ursache die unendlich zarten Rostspannungsprodukte sind, die im Keimzonenbereich geradezu verheerend wirken. In erster Linie wird die Entstehung des Grundwassers verhindert, wodurch der Boden spannungslos und nach und nach ertraglos wird. Andererseits können umgekehrt Abstrahlungen aus rostfreien, negativ gespannten Edelmetallrücklässen einen armen und düngerlosen Boden ertragreich gestalten. (Siehe das bronzene, goldene Entwicklungszeitalter.)

Diese katalysatorische, den Bonitätszustand eines Bodens anfeuernde oder zerstörende Wirkung kann aber keinesfalls als eine Düngung betrachtet werden. Es handelt sich in diesem Falle lediglich um Erregerstoffzufuhren und nicht um Fruchtstoffzufuhren, die nur durch verrottete Fruchtstoffbestände in der relativ besten Wirkung in vergärtem Zustand als gare Jauche, ausgegärte Misterde usw. dem Boden zuzuführen sind.

Der Unterschied zwischen katalysatorischer, d.h. erregender Kunstdüngerzufuhr und der bodenkraftstärkenden Naturdüngerzufuhr zeigt die Gefahr zu starker Reizwirkungen, die durch Kunstdüngerstoffe (Hochofenschlacke) entsteht. Die Auswirkungen zeigen sich dort rasch, wo man auf die unterschiedlich wirkende Energie nicht achtet.

Die biologische Folge einer Kunstdüngung ist die Entladung der levitierenden Fruchtstoffgebilde latenter Zustandsart, die das Grundwasser birgt. Dieses verdankt seine Pulsation der anziehenden und abstoßenden Innenkraft dieser Grenzwertgebilde. Die Ursache dieser Pulsation ist die “zykloide Raumkurvenbewegung“, welche durch die um ihre eigene Achse sich drehende Erde entsteht. Es ist eine eigenartige „Schlingerbewegung“, eine nach allen Seiten hin wirkende Schwingungsbewegung im Grundwasser als dem Blute der Erde. Das sich so unter Licht- und Wärmeabschluss ausschwingende Grundwasser löst das ganze Entwicklungswunder aus.

Latente Fruchtstoffgebilde reagieren auf Zentripetenz. Latente Befruchtungsstoffe dagegen auf Zentrifugenz. Durch diese schwingende Schaukelbewegung kommt es zu Kreuzungen, wobei die Fruchtstoffgebilde die Befruchtungsstoffe binden (verzehren). Der in der „zykloiden Raumkurve“ sich bildende mechanische Widerstandsanstoß ist der maßgebende Impuls. Fehlt dieser, können die geballten Befruchtungsbestände nicht gebunden werden.

Wird aber durch expandierende Wärmeeinflüsse der Oxydationsprozess umgestülpt, kommt es zu einem Abbau und Rückstoß. Die so abgewerteten Fruchtstoßgebilde nehmen eine zerstörende und giftige Zustandsform an.

Die vorerwähnte Ausschwingung expandierender und durch katalysatorische Nebeneinflüsse frei, einpolig und hocherregt werdenden Fruchtstoffgebilde ist nur durch die „zykloide Raumkurvenbewegung“ möglich, in der auch die Einschwingung der auf Zentripetenz reagierenden Befruchtungsstoffe nicht fehlt. Sie harren nur des mechanischen Anstoßes, der sie wieder zerteilt und den sie umkreisenden Aufbau- und Auftriebsstoffen im statu nascendi mundgerecht macht. (Siehe die wippenden Äste.) Die leiseste Reizbewegung der Wurzelspitzen, von denen jede einzelne im Fruchtstoffsäckchen (Wurzelprotoplasma) steckt, durch einen Windstoß oder durch die Erschütterung eines darüber gehenden und den Grashalm abrupfenden Tieres hat im Fruchtstoffsäckchen und in der Keimzonenumgebung eine wahre Revolution zur Folge. Unzählige Faktoren schicken sich sofort an, den Schaden in Nutzen zu verwandeln. Es entstehen verstärkte Ausgleichseffekte.

Umgekehrt unterstützen die in den Nadeln und Blättern steckenden Spurenelemente den Ausgleich mit gegengespannten Grenzwertstoffen der Atmosphäre. Sie drehen das durch den Wind aus seiner Lage gerückte Blatt wieder in die geeignete Empfangslage. Auch diese Schwingung, teils mechanisch, teils physikalisch, ist eine genau ausgerichtete Organisationsbewegung.

Vielleicht wird man nun die in Sven Hedins Buch „Die Flucht des großen Pferdes“, Seite 35, ganz allgemein beschriebenen Kanäle verstehen, die naturnahe Wüstenbewohner angelegt haben. Mit diesen unterirdisch verlaufenden Wasserkanälen zogen sie mitten in der wasserlosen Wüste edelste Getreidesorten. Die in diesen Kanälen in „zykloiden Schwingungskurven“ in ganz bestimmte Richtungen und sich schlangenartig um die eigene Achse windenden Wassermassen sind nichts anderes gewesen als fließende Repulsatoren. Es waren zwangsläufig arbeitende und Fruchtstoffstrahlen erzeugende Wasserwerke.

Naturnahe Hohepriester der alten Kulturvölker bauten ähnliche Wasserwerke, die das heilige (allheilende) Wasser auf die hoch am Berge liegenden heiligen Haine empor laufen ließen. Naturgetreu kopierten sie die Hochquellen, in denen auch dieselben Synthesenprodukte entstehen.

Vielleicht wird man nun auch verstehen, warum ich den stark schockierten Professoren an der Wiener Hochschule für Bodenkultur das Beispiel des beim Laufen „zykloide Raumkurven“ erzeugenden „brunzenden Saubären“ erzählte. (Siehe Implosion Nr. 8.) Diese Herren hatten mich ebenso wenig verstanden, wie einst ein schwer beleidigter Arzt, dem ich sagte, dass nicht Würmer, wie man sich das in Ärztekreisen vorstellt, das zu befruchtende Ei durchbohren, sondern dass Energiestoffkreuzungen entstehen, wenn der mit seinem Befruchtungsstengel sich rhythmisch auf- und abbewegende Abfallstoffträger den verkehrt dimensionierten Fruchtstoffsack reizt.

Es ist jedenfalls erschütternd, zu sehen, wie weit die heutige Wissenschaft noch von der naturnahen Bodenkultur entfernt ist. Sie macht justament genau das Gegenteil, von dem, was uns die von Menschen noch nicht vergewaltigte Natur vorexerziert. Wahrlich kein Wunder, wenn auf der ganzen Welt an Stelle von Nahrungsmittelstoffüberfluss die Not und damit ein blühender und einträglicher Handel mit lebensnotwendigen Bedarfsgütern gedeihen.

Die heutige Wissenschaft denkt zu primitiv. Man könnte sagen, um eine Oktave zu tief. Sie ist noch zu wenig in den energetischen Bereich vorgestoßen und nur materialistisch eingestellt. Darum trägt sie die Hauptschuld an den Zuständen, die wir heute erleben. Wahrscheinlich war diese Entwicklung eine Notwendigkeit, denn wie sollten die irregeleiteten Menschen die wahren Zusammenhänge sonst erkennen?

Nun ist es aber höchste Zeit, an praktischen Beispielen zu zeigen, wie eine naturnahe Bodenkultur beschaffen ist, ehe die ganze Menschheit total vertiert.

Leonstein, im Juli 1945

Nachwort: Den Vorgang, den der alte Bauer zur Erstellung von Edelwasser primitiv durchführte, können wir heute in besonders geformten und legierten Geräten maschinell intensiver durchführen. Dabei hat die Zugabe von Edelsalzen und Edelmetallen eine besondere katalysatorische Bedeutung. Auch das Einbinden der Kohlensäure erreichen wir durch einen mechanischen Prozess. Für unsere, in der Biotechnischen Akademie geschulten, frischgebackenen Biotechniker ergeben sich interessante Konstruktionsaufgaben.
Diplom-Forstingenieur Hans Bloch

Eins und eins ist nicht zwei

Einige unter den älteren Lesern mögen sich noch an das Buch erinnern, das vor etwa 50 Jahren erschien und in dem die folgende kurze Erzählung aus einem afrikanischen Negerdorf vorkam [„Lunkanga Mukara“ von Hans Paschen; Verlag und Druckjahr sind mir nicht erinnerlich]:

Ein europäischer Forscher besucht ein Negerdorf und macht mit dem Häuptling einen Rundgang. „Also hier sind 14 Hütten“, sagt der Forscher. „Sei still“, gebietet der Häuptling erschrocken. Jener vermutet ein Missverständnis und beginnt wieder: „Aber es sind doch-“ und fängt an zu zählen:“ – eins, zwei, drei …“ da sie gerade an der Hütte vorbeigehen, in der der Negergott verehrt wird, zieht der Häuptling den Gast gewaltsam fort und bedeutet ihm, der Gott dürfe derlei auf keinen Fall hören. Dann erklärt er ihm: „In einer Hütte wohnt ein alter Mann, in einer ein junger. Einer hat eine tüchtige Frau, der andere nicht. Einer jagt Antilopen, einer Leoparden. Einer baut Reis, einer Bohnen. Einer hat viel Kinder, einer wenig. Jedes der Kinder ist anders, aus jeder Hütte kommen andere Menschen, andere Taten. Wie kannst du so einfach sagen: vierzehn Hütten? Du versündigst dich an der Gottheit, die sie alle verschieden gemacht hat!“

Der primitive Mensch hat noch eine Ahnung von der Wahrheit, die dem modernen Zivilisationsmenschen verlorengegangen ist: Es kommt nicht darauf an, möglichst viele Einzelpersonen „gleichzuschalten“, gleichzumachen, zu „organisieren“, – sondern darauf, dass verschiedene Menschen und Kräfte harmonisch, organisch zusammenwachsen. Nicht Organisation muss das Ziel sein, sondern Organismus.

Eins und eins ist zwei, lernten wir in der Volksschule. Das stimmt aber nur in sehr beschränktem Ausmaße. Ein Mann und eine Frau sind sicherlich zwei Einzelpersonen, zwei Steuerzahler, zwei Wahlberechtigte. Was sind sie sonst? Vielleicht Eltern vieler Kinder, vielleicht Begründer eines Heims und eines Glücks, das weit mehr als doppelt so groß ist als eines einzelnen  Menschen Glück. Vielleicht Urheber eines Werks, einer Leistung, von der der Mann oder die Frau allein nicht ein Zehntel vollbracht hätte. Vielleicht auch ein unglückliches Paar, das sich gegenseitig das Leben verbittert und verkürzt. Was von alledern wird durch das Wort „zwei“ ausgedrückt? Nur die kleinste, nebensächlichste Eigenschaft dieser Verbindung!

Ein anderes Beispiel. Da lernten wir: „Wenn ein Arbeiter eine Arbeit in zehn Tagen macht, brauchen zwei Arbeiter zu derselben Arbeit fünf Tage.“ Fragt doch einen Partieführer beim Straßenbau, ob das stimmt! Wenn die beiden Arbeiter gut aufeinander abgestimmt sind; wenn der eine besser mit der Schaufel, der andere besser mit dem Krampen arbeitet; oder der eine besser rechts, der andere links schaufelt, wenn sie sich – was sehr wichtig ist – vertragen und aufeinander abstimmen, dann sind sie sicher in drei oder vier Tagen mit der Arbeit fertig! Wenn sie aber beide die gleichen Vorzüge und Mängel haben, wenn beide auf die gleiche Art arbeiten, wenn sie vielleicht überdies aufeinander neidisch sind und streiten, – dann brauchen sie mindestens sechs oder sieben Tage!

Das sind zwei einfache Beispiele aus dem Menschenleben. Wenn wir die Natur betrachten, so gibt es in ihr überhaupt keine Addition und Multiplikation. Man sagt zwar: „So ähnlich wie ein Ei dem anderen.“ Aber wo gibt es denn zwei gleiche Hühnereier? Jedes Ei hat eine andere Form, in der sich die Lebensweise und die Augenblickserlebnisse des Huhns widerspiegeln, das es gelegt hat; und jedes hat auch eine andere Wirkung, je nachdem, wer es isst und wie er es isst. Und dabei handelt es sich um die Eier eines plumpen Haustieres; hundertmal verschiedener sind die Eier des Fasans oder des Habichts.

Wir haben eine viel zu hohe Verehrung für Zahl und Menge. Schon als Kinder lernen wir: „Ich habe zwei Augen, zwei Ohren, zwei Hände, mit zusammen zehn Fingern.“ Dabei sind die zwei Augen so wunderbar aufeinander abgestimmt, dass eine geringfügige Abweichung von ihrer natürlichen Form des Zusammensehens schon Beschwerden macht und als „Astigmatismus“ Ärzten und Optikern zu tun gibt. Dabei arbeitet jeder Finger jeder Hand anders; z.B. ein Kriegsinvalider, dem ein Granat- treffer alle Finger bis auf die beiden Daumen wegriss, vollbringt völlig andersartige Leistungen als ein anderer, der Daumen und Zeigefinger derselben Hand behielt. Kann man das wirklich mit der nüchternen Zahl ausdrücken: „Ihm blieben zwei Finger“.

Wo gibt es denn zwei gleiche Bäume, zwei gleiche Berge, zwei gleiche Flüsse? Wo auch nur zwei gleiche Blumen oder Grashalme?

Aber eben diese Grashalme und Blumen formen den Organismus „Wiese“, der sinnvoller ist als alle von Menschen ausgedachten Maschinen. Vielerlei Bäume, Sträucher, Moose, Bodenbakterien und hunderterlei andere Organismen formen den Überorganismus „Wald“, der wieder seinen natürlichen Platz hat im Organismus „Erde“ oder „Erdenleben“. Nicht „obwohl“ diese Einzelwesen verschieden sind, sondern weil sie verschieden sind und einander hundertmal besser ergänzen als die Teile jeder – auch der kompliziertesten – von Menschen erfundenen Maschine, können sie Überorganismen bilden.

Kann man diesen Tatsachen noch mit Addition und Multiplikation, oder selbst mit Integralen und Determinanten beikommen?

Aber seien wir nicht ungerecht gegen unsere Schulen: wir lernten doch auch so manches Gute und Richtige! Zum Beispiel das Gedicht vom Blinden und dem Lahmen. Der Blinde ist stark, aber er findet den Weg nicht; der Lahme sieht den Weg, aber er kann ihn nicht gehen. Nimmt aber der Blinde den Lahmen auf den Rücken, so kann ihm dieser die Wege an- sagen und beide kommen ans Ziel. „Vereint wirkt also dieses Paar, – was einzeln keinem möglich war.“

Da keiner von uns vollkommen ist, ist jeder in irgendeinem Sinne blind oder lahm oder taub oder – dumm. Das Wichtigste ist, dass wir einander organisch ergänzen, wie die beiden Helden des soeben erwähnten Gedichtes.

Dann freilich werden wir finden, dass eins und eins mehr ist als zwei!

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